Auch wir Menschen mit Autismus wollen uns verstanden wissen
Auch wir Menschen mit Autismus wollen uns verstanden wissen

Unser Sohn, der Sammler



Unser Sohn hat schon von klein auf an alles gesammelt was er bekommen oder finden

konnte. Es fing an mit kleinen Holzstücken, die bei Bauarbeiten abgesägt wurden

und eigentlich Abfall waren, über Schrauben, Unterlegscheiben, Muttern, Dübel,

Steine sowieso, bis hin zu Verpackungsmaterialen aus dem Haushalt. Am

Anfang war es nur das Sammeln und besitzen. Bald wurde daraus eine

Leidenschaft zum Sammeln von fast allen Dingen wovon es mehrere gab. Am

schlimmsten war das Horten von Umverpackungen aus unserem Haushalt.

Alles, was nicht sofort -aber wirklich sofort- zerrissen oder völlig zerknüllt war,

ergaunerte sich unser Sohn, um es an diversen Orten in Sicherheit vor der Mülltonne

zu wissen.

Irgendwann begann dann auch das Interesse an Kaufmannsladenspiele bei ihm,

somit gestaltete er sein Zimmer fast gesamt zum Kaufmannsladen um. Alle

Artikel wurden mit Preisen versehen und pedantisch genau geordnet (selbst

das jüngste Verfalldatum kam nach hinten gestellt) um ein Abverkauf von älterer

Ware sicher zustellen. Seine Regale in seinem (Laden) Zimmer waren

zugepflastert mit Zetteln, auf denen Preise und oftmals auch das entsprechende

Teil stand. Dieser Zustand wurde von uns nach längerer Zeit behutsam

verändert, weil die Interessen sich veränderten. Er fing an andere Sachen

zu sammeln. Hier ein paar Beispiele: Überraschungseierfiguren gesponsert von

allen aus der Familie bei allen Gelegenheiten. Danach kamen Playmobilfiguren

alle Sparten von Ritter, über Straßenbau, bis hin zu Figuren für kleine Mädchen.

Im Anschluss musste es Lego sein, im selben Stil weiter.

Nur gespielt (was die meisten unter spielen verstehen) wurde bei unserem Sohn selten

bis gar nicht. Alle Figuren wurden, nach einem uns nicht nachvollziehbaren

Muster, aufgestellt und von ihm bewundert. Dieses setzte sich fort, bis der

Fußboden kaum noch begehbar war ohne irgendwelche Figuren umzustoßen.

Wenn er ein Thema (aus seiner Fantasie) aufgestellt hatte, kam das Nächste

an einer anderen Stelle.

Heute sind es Sammelkarten von Pokemon über YU-Gi-Uh, bis brandaktuell

Fußball Match Attax Karten. Nebenbei werden noch Eurostücke aus allen

Euroländern gesammelt und diverse kleine Sammlungsabteilungen bedient.

Natürlich kennen wir das Sammeln bei Kindern, denn unsere anderen Kinder

sind ja schon groß, aber dieses Ausmaß übertrifft alles dagewesene. Man muss

es erlebt und gesehen haben, um es zu glauben. Wir sehen es für unserem Sohn als

Ausgleich für die fehlenden Freundschaften, aber auch als Einstieg um das

Kennen lernen von Altergenossen einfacher zu gestalten. Sammeln mögen alle

Kinder gerne, aber die meisten spielen auch mit ihrem Gesammelten.

Hier ein paar Beispiel, natürlich nur ein kleiner Einblick:

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