Auch wir Menschen mit Autismus wollen uns verstanden wissen
Auch wir Menschen mit Autismus wollen uns verstanden wissen

Unser "besonderer" Sohn

Unser Sohn kam 2001, ohne Probleme bei der Geburt, auf diese Welt und ist mit deutlich 

 

älteren Geschwistern aufgewachsen, die aus unseren früheren Beziehungen sind, eine echte

 

 Patchwork- Familie also. Durch das Heranwachsen mit älteren Geschwistern, deren Freunden

 

und Bekannte, ist unser Sohn schon von klein auf an den Umgang mit älteren Kindern bzw.

 

Jugendlichen gewohnt und entwickelte sich zum Verbalakrobaten. Es hat uns nicht sehr

 

 gewundert, dass er z.B. auf Spielplätzen wo gleichaltrige spielten keine Lust hatte

 

mitzuspielen, sondern es vorzog solche Plätze fast immer alleine für sich zu haben. Unser 

 

Sohn hatte von klein auf an seine eigene (für uns nicht nachvollziehbare) Sortierordnung.

 

 Anfangs haben wir versucht dieses zu verändern -sind aber gescheitert- und haben es

 

akzeptiert, ohne zu wissen warum. Im Alter von ca. 2-3 Jahren fing er an, sich beim Spielen

 

mehr um einzelne Details als um das eigentliche Spielen zu interessieren. Auch beim Versuch,

 

ihm das Spielen näher zu bringen, mussten wir unsere negative Erfahrung machen. Dieses fiel

 

uns eigentlich gar nicht auf, denn er spielte sehr fantasievoll und erfand jede Menge Spiele und

 

Spielregeln. Dazu muss man sagen, wir finden fantasievolles Spielen als sehr wichtigen Punkt

 

in der Entwicklung eines Kindes, da Fantasie in der heutigen Spielwelt fast verloren gegangen

 

ist. Mit ca. 3,5 Jahren kam unser Sohn in den Kindergarten und erschien dort zuerst mehr

 

introvertiert. Dieses änderte sich als seine Mama wieder zu arbeiten begann und unser

 

 Sohn jeden morgen zur gleichen Zeit im Kindergarten an kam. Von diesem Moment an

 

(er bekam eine festere Tagesstruktur) entwickelte er sich richtig toll weiter, so dass auch im

 

Kindergarten nichts auffälliges an seinem Verhalten war, außer dass er meistens nur mit ein

 

 oder zwei anderen bestimmten Kindern spielte. Ein viertel Jahr vor der Einschulung (er wurde

 

mit fast 7 Jahren eingeschult) begann eine leichte Kindergartenmüdigkeit.

 

Er hatte aber richtig Lust auf Schule, obwohl man merkte, dass er den Kindergarten stark

 

vermissen wird. Die ersten zwei Monate in der Schule liefen relativ gut, danach ging gar nichts

 

mehr. Sein Sozialverhalten war kaum aushaltbar. Dieses verlagerte sich nach einiger Zeit auch

 

auf unser Zuhause, so dass wir nach unzähligen Veränderungsversuchen uns entschlossen,

 

einen Kinderpsychologen und eine spezialisierte Kinderärztin aufzusuchen. Die erste Diagnose

 

war ADHS mit einem IQ von 130 in Teilgebieten.Unser Sohn wurde mit Ritalin eingestellt

 

(Ausführungen über die Nebenwirkungen und deren Auswirkungen würden an dieser Stelle zu

 

weit führen) aber die Auswirkung auf sein Verhalten war nur sehr gering. Es gab eine riesige

 

Menge Stress in und mit der Schule (wir gehen auch darauf hier nicht näher ein, nur soviel:

 

wir könnten ein dickes Buch darüber schreiben). Wir wandten uns an die 2 Fachkliniken in

 

unserer Nähe. Zum Glück bekamen wir unmittelbar nach den Sommerferien 2009 einen Platz

 

zur stationären Behandlung im Schleiklinikum Hesterberg. Hier wurde schon in den ersten

 

Tagen vermutet, dass etwas mehr/anderes hinter dem Verhalten steckt; was sich auch

 

relativ schnell bestätigte. Wir bekamen die Diagnose Asperger-Autismus. Nachdem wir die

 

Diagnose verarbeitet hatten, setzten wir uns sehr intensiv mit dem Thema Autismus und

 

speziell Asperger-Autismus auseinander und fanden immer mehr Zeichen in seinerEntwicklung,

 

die wir aber erst mit unserem heutigen Wissen erkennen können. Nach 5 Monaten

 

Klinikaufenthalt wurde unser Sohn entlassen und begann an einer anderen Schule seinen

 

Neustart. Er hat die neue Grundschule überwiegend erfolgreich, auch Dank seiner

 

 Schulbegleitung hinter sich gebracht. Nach einem Abstecher auf ein Gymnasium ist unser

 

Sohn nun auf einer Regionalschule im Realschulzweig und kommt auch ohne Schulbegleitung

 

 relativ gut klar. Seine eigene Sichtweise der "Dinge"  macht ihm manchmal das Leben nicht

 

 gerade einfacher, aber dank einer hohen Akzeptanz aller Menschen in seinem

 

Umfeld (besonders auch der Schule) hat er im Sommer2018 die Schule mit einem

 

Realschulabschluss verlassen. Und für uns bleibt an dieser Stelle nur "Danke" zu sagen für die

 

kooperative Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, denn wir (Schule und Eltern) müssen

 

gemeinsam unseren Sohn durch die Schulzeit begleiten.

 

Wir sind voller Hoffnung, das alles gut wird und drücken besonders unserem Sohn, die Daumen

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